Hallo alle zusammen. Es hat eine ganze Weile gedauert aber nun schreibe ich endlich mal meinen Bericht zum Nacktenfest in Inazawa meiner jetzigen Heimatstadt.
Ein anderer Kurzzeitler der vor Zwei Wochen nach Japan gekommen ist hatte am Vortag bei uns übernachtet um am nächsten Tag mit uns und einem Freund aus Nepal auf das Matsuri (sowas wie ein Stadtfest) zu gehen.
Morgens fuhr ich dann nachdem ich meine Kamera gesucht und gefunden hatte nach den anderen alleine zum Hope. Das erste was ich bemerkte waren die Absperrungen die schon weit vor dem Jugendzentrum den gesamten Häuserblock von Autos abschirmte und die vergleichsweise vielen Leute auf der sonst leeren Strasse... Noch keine nackten bis jetzt.
Ich rief mir nochmal ins Gedächtnis, was ich in einer Broschüre von unserer Japanisch-Lehrerin gelesen hatte:
Das Fest namens "Hadaka Matsuri" (offizieller Name "Naoi Shinji") findet Jährlich am 13. Januar des Mond-Kalenders statt. Das Fest gibt es seit ca 1240 Jahren. Damals kam der Gouverneur der Präfektur an diesen Schrein und begründete das Fest um Unglück abzuwenden.
Da gesagt wird, dass das Unglück von einem geht wenn man den nackten von Priestern gereinigten Mann berührt versuchen seitdem jedes Jahr mutige Männer ihn zu berühren
So viel zu der Broschüre. Klartext: Viele halbnackte Männer die einen ganz nackten berühren um ihr Unglück loszuwerden. Der Mann wird Shin-Otoko genannt. Der Gott-Mann.
Wir treffen uns also am Hope und machen und auf den Weg zur Schreinstrasse. Einer Strasse die wie der Name vermuten lässt direkt zum Schrein führt und auf der später die halbnackten Männer erscheinen werden.
Schon nach wenigen Metern entlang der Imbissbuden (Die kriegen nen eigenen Blogeintrag) sehen wir einen Mann...
Das Hemd was er trägt hat wahrscheinlich eine besondere Bedeutung, denn eigentlich wird das nicht so getragen.
Hier sind wir also am beginn der Schreinstrasse.
Wir gehen weiter in Richtung Schrein.
Näher am Schrein ist die Strasse abgesperrt durch Zäune. Die Schutzummantelung der Bäume lässt erahnen was hier später abgehen wird.
Auf der gegenüberliegenden Seite in der Nähe von der Einbuchtung stehen wir nachher ;^)
Auch Tribünen sind aufgebaut worden. Für einen Platz zahlt man aber 20 Euro und braucht eine Reservierung.
Noch ist einiges an Zeit da also gehen wir zum Schrein. Schon ein seltsames Gefühl.
Am Schrein selbst rollt der Sprichwörtliche Rubel. Hier werden zum Beispiel allerlei Glücksbringer und Horoskope gegen Bares verkauft...
...und die leute werfen Münzen auf eine Decke.
Und im selben Raum sitzt er dann: Der Shin-Otoko. Wie auch die Schriftzeichen über ihm sagen.
Im Moment sieht er noch ziemlich entspannt aus.
Während wir danach wieder rumlaufen werden wir vom Fernsehen angehalten.
Seid ihr das erste mal hier? Ja.
Wollt ihr da mitmachen? Nein danke.
Wieso nicht? Es ist sehr kalt und wir sind Christen.
Achso. Was macht ihr dann hier? Wir finden das Fest interessant, wollen aber nicht mitmachen, weil wir an Gott glauben.
So nur in ganz ganz ganz GANZ bruchstückhaft war das Gespräch ;^) Sie konnte kein Englisch und wir kein Japanisch :D
Auf dem Bild ist mein Mittagessen zu sehen. eine Röhre aus gepresstem Fischmehl (oder so ähnlich), gefüllt mit Käse, in Ausbackteig fritiert. Nicht gesund aber lecker.
Ein Bild von vor dem Schrein.
Danach suchen wir uns einen Platz mit relativ guter Aussicht. Dummerweise weiß man nie wann und wo der nackte in die Menge springen wird...
Es ist mittlerweile 14:00. Das warten beginnt.
Nach einiger Zeit kommen dann die ersten Halbnackten, sie tragen Bambusstangen in den Schrein. Fasziniert verbrauche ich den letzten Rest Akku meiner Kamera für ein Video:
Hätte ich gewusst, dass das noch Stundenlang so weiter geht hätte ich mir den Akku vielleicht gespart, so benutzten wir halt Johannes´ Kamera.
Wenn ich Stundenlang sage übertreibe ich übrigens nicht. so gegen 16:00 kamen dann aber interessantere Bündel von Bambus. Diese wurden dann von den Trägern aufgerichtet und einer kletterte daran hoch.
Schon ganz cool. Genauso wie die Temperaturen. Durch die Sonne war es zwar okay, seinen Atem konnte man aber trotzdem sehen. Und nach Zwei Stunden stehen wurde uns dann doch kalt.
Wie es den Nackten ging mag ich mir gar nicht vorstellen.
Hier ein Video von dem größten Stamm der dort aufgerichtet wurde:
Nach über einer weiteren Stunde, so um 17:00 Uhr kamen die gesamten Halbnackten wieder aus dem Schrein auf die Strasse und eskam Bewegung in die Masse. Erst waren wir verwirrt, sahen dann jedoch Reihenweise Männer mit Eimern kommen die aus einem trog eisiges Wasser schöpften und in die Menge "schmissen".
Mir war wie gesagt kalt. Aber wie esden leuten ging konnte man am zittern echt gut erkennen!
Man verzeihe mir die Kameraführung. Die Videos habe ich mit einem Stativ, dass ich ganz ausgefahen mit einer Hand nach oben gehalten habe gemacht :D
Man erkennt die Leute Rechts, die Halbnackten links und ein wenig den Wassertrog in der Mitte:
Tjah und dann auf Einmal kam Bewegung in die frierende Menge. Anscheinend hatte dich der Nackte ziemlich direkt voruns in die Menge bewegt denn anun brach ziemlicher Tumult los und zwar genau vor uns!
Mehr als in dem Video konnte man dann aber leider auch nicht sehen...genau genommen garnichts, da das Video ja schon aus ner höhe weit über unseren köpfen gemacht wurde :D
Mittlerweile standen wir über 3 Stunden an dieser Stelle, so dass wir uns nachdem sich die Meute von uns weg Richtung Schrein bewegt hatte schnell auf den Rückweg machten um uns aufzuwärmen.
Was soll ich sagen, meine Aufnahmen sind nicht so gut geworden. Allerdings haben Vorgänger von mir vor Zwei Jahren wirklich unglaublich gute Aufnahmen von dem fest gemacht und zu einem Video verarbeitet.
Ab Minute 6 sieht man ziemlich eindrücklich wie der nackte Man von seinen "Bodyguards" beim zweiten Versuch der Menge entrissen wird. Mir ist noch immer ein Rätsel wie sie das gefilmt haben.
Nachts um 3 ist dann die Zeremonie in der das gesammelte Unglück der Menschen von dem Mann auf einen Lehmklumpenübertragen wird welcher dann vergraben wird.
Alles in allem schon ein sehr krasses Fest, was ziemlich deutlich zeigt wie sehr die Leute auf der Suche nach Abwendung ihres Unglücks sind.
Ich hoffe, dass die Leute denen wir Flyer, die von dem echten "Gottes Mann" Jesus erzählen, diese vielleicht sogar lesen und ins nachdenken kommen.
Soviel fürs erste zum Nacktenfest ;^)
Bis bald,
Mattes